Hamburger Abendblatt - 4. April 2009
KLEINE FLUCHTEN: HOTEL "ALTE SCHULE" IN FÜRSTENHAGEN
Schon von Weitem grüßt die Spitze des backsteinernen Turms der Dorfkirche von Fürstenhagen. Direkt neben der Kirche liegt das eher schlichte und unauffällige Gebäude der Alten Schule. 1929 wurde es mit zwei Klassen als typische Dorfschule erbaut. Markant und unübersehbar steht auch heute noch die Sirene auf dem Dach.
Ein wenig verwundert es schon, dass sich ausgerechnet hier eines der besten Restaurants mit Hotelbetrieb verbirgt. "Wir sind ein Landgasthof", sagt Nadine Gala bescheiden. Doch was ihr Lebensgefährte Florian Löffler allabendlich auf den Teller zaubert, das kann sich sehen lassen. Sein Können steht außer Frage. Der geborene Würzburger hat unter anderem bei Josef Viehhauser im Hamburger "Le Canard" und bei Kolja Kleeberg vom "Vau" in Berlin gekocht.
Bis ihn seine Naturliebe aus dem hektischen Berlin hierher vertrieb. "Mich reizt es vor allem, einen Einklang zwischen Natur und Küche herzustellen, und das gelingt in dieser ländlichen Gegend hervorragend," erzählt der 35-Jährige. Nichtregionale und exotische Produkte finden keinen Platz in seiner Küche. "So wird auf Hummer und Austern bewusst verzichtet." Die mehrgängige Karte wechselt täglich.
Partnerin Nadine kümmert sich um den Service. Die 30-Jährige ist in Dortmund geboren und entstammt einer Gastronomenfamilie mit Sterneküche. Die Hotelbetriebswirtin hat zusätzlich eine Sommelièreausbildung gemacht.
Um einen großen alten Holztisch mit schönen Bemalung und den jahreszeitlichen Accessoires gruppieren sich die eingedeckten Tische. Auf den breiten Holzstühlen mit Armlehnen sitzt man auch nach längerer Zeit komfortabel. Im Winter wird der Raum vom großen Kachelofen mit Holz beheizt. Die lange Frühstückszeit bis elf Uhr ist Grund dafür, dass es kein Büfett gibt. "Wir wollen dem Gast nur frische Produkte servieren", sagt der Küchenchef.
Zum Übernachten stehen acht individuell eingerichtete Zimmer zur Verfügung, in denen man nach dem guten Mahl in herrlicher Ruhe ausschlafen kann. Benannt sind sie nach den früheren Räumen der Schule und heißen demgemäß "Klassenzimmer", "Lehrerzimmer", "Kartenzimmer" oder "Schulleiterzimmer". Stilecht hängt der Zimmerschlüssel an einer kleinen Schiefertafel. Und auch sonst finden sich viele schulische Utensilien als Dekoration in dem Haus wieder, wie etwa das Schreibpult, das große Lineal und Winkel für die Tafel sowie die Karten aus dem Biologie- und Erdkundeunterricht.
Auch ein "Hochzeitszimmer" gibt es. Gleich nebenan, in der "Hochzeitsscheune", kann man den Bund fürs Leben schließen und auf Wunsch auch den kirchlichen Segen in der Dorfkirche bekommen. Dies ist allerdings nur einmal im Monat möglich.
Pläne zum Ausbau gibt es ebenfalls: In der anliegenden Scheune werden bis Ende Mai weitere zehn Zimmer über zwei Ebenen und mit Balkon erstellt. Im unteren Bereich entsteht außerdem ein Festsaal für bis zu 150 Personen sowie ein kleiner Wellnessbereich, der im Herbst fertig sein soll.